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17.07.2023

Antike Restaurierung Nach 2000 Jahren fließt das Wasser im Brunnen von Kibyra in Westanatolien wieder

17.07.2023

Antike Restaurierung Nach 2000 Jahren fließt das Wasser im Brunnen von Kibyra in Westanatolien wieder

Frankfurt am Main, 17.07.2023. Nach einer neunmonatigen Restaurierung fließt wieder frisches und trinkbares Quellwasser aus dem großen Brunnen in der antiken Stadt Kibyra in Burdur.  Burdur liegt im westlichen Teil Anatoliens in Türkiye. Die Restaurierung des Brunnens erfolgte unter Leitung von Professor Şükrü Özüdoğru mit Unterstützung des Ministeriums für Kultur und Tourismus und des Regierungsbezirks Burdur. Der monumentale Brunnen wurde 2016 entdeckt und im gleichen Jahr auf die UNESCO-Tentativliste gesetzt.



Der 2.000 Jahre alte Brunnen von Kibyra wurde während der Herrschaft des Römischen Reiches erbaut. Das antike Bauwerk mit zwei Becken, das sich auf der dritten Terrasse der antiken Stadt Kibyra befindet, wurde vermutlich um 23 n. Chr. errichtet, nachdem diese nach einem großen Erdbeben wiederaufgebaut wurde. Es wird angenommen, dass der Brunnen knapp 700 Jahre in Betrieb war. Mit einer Höhe von 7,5 Metern und einem Durchmesser von 15 Metern verfügt er auch über einen konischen, von Säulen getragenen Baldachin. Als erster Brunnen von Kibyra veranschaulicht das massive Bauwerk, wie die antike Stadt ihren Wasserbedarf deckte und ist ein schönes Beispiel für die architektonische Gestaltung und Ästhetik der Agora.

Kibyra oder auch „Stadt der Gladiatoren“
Kibyra liegt am Westhang des Bezirks Gölhisar in einem größeren Wohngebiet. Als eine der wichtigsten Städte der römischen Zivilisation stammen die in Kibyra gefundenen architektonischen Überreste alle aus der römischen Kaiserzeit. Ein wesentliches Merkmal der Anlage ist, dass jedes der Gebäude symmetrisch angelegt ist, so dass der Blick auf die anderen nicht versperrt ist. Am Eingang von Kibyra befindet sich das Stadion, das als eines der prächtigsten in ganz Anatolien gilt. Das Stadion der Stadt bot Platz für rund 10.000 Menschen und soll Schauplatz epischer Gladiatorenkämpfe gewesen sein, was Kibyra den Titel „Stadt der Gladiatoren“ einbrachte.

Weitere bemerkenswerte Bauwerke in Kibyra sind das Odeon, in dessen Orchesterbereich ein Mosaik der Medusa zu sehen ist, und die Agora, die um eine von Säulen gesäumte Einkaufsstraße herum gebaut wurde. Darüber hinaus sind das römische Bad und das antike Theater der Stadt erwähnenswert. Antiken Quellen zufolge gehörten zu den Wirtschaftszweigen von Kibyra Landwirtschaft, Viehzucht, Medizin, Eisen- und Keramikverarbeitung. Die Stadt soll eine kosmopolitische Struktur und vier verschiedene Sprachen besessen haben. Dementsprechend wird behauptet, dass Kibyra über eine starke Wirtschaft und ein starkes Militär verfügte.

Die zweite antike Stadt mit einem fließenden Brunnen
Der Leiter des Ausgrabungskomitees, Professor Şükrü Özüdoğru, war zusammen mit einem Expertenteam aus Archäologen, Restauratoren und Architekten an den umfangreichen Restaurierungsarbeiten beteiligt. Bei der Ausgrabung und Restaurierung des monumentalen Brunnens - mit zwei Becken und 192 architektonischen Blöcken, von denen 168 original sind - wurde festgestellt, dass der Brunnen aus drei Haupteinheiten bestand. Die Beobachtungen deuten darauf hin, dass sich in der Mitte des Brunnens ein runder Turm erhebt, der von sechs Säulen umgeben ist. Gleichzeitig befanden sich dort, wo das Wasser entspringt, sechs Skulpturen von Löwen und Panthern. Nur zwei dieser Statuen wurden bei den Ausgrabungen entdeckt. Die beiden Original-Skulpturen sind heute im Burdur-Museum zu sehen.

In Burdur gibt es zwei monumentale Brunnen aus der Antike. Der erste, der entdeckt wurde, war der 800 Jahre alte Antoninische Brunnen in der antiken Stadt Sagalassos im Stadtteil Ağlasun von Burdur.  Mit dem Abschluss der Restaurierungsarbeiten ist Kibyra die zweite Stätte, die einen funktionierenden antiken Brunnen aufweist.
In den letzten Jahren wurden zahlreiche historische Artefakte ausgegraben und in Museen in Türkiye gebracht. Im Jahr 2022 wurden bei 713 archäologischen Aktivitäten rund 10.500 Artefakte in Türkiye ausgegraben. Mit diesen Kennzahlen zählt Türkiye zu den führenden Ländern im Bereich der archäologischen Ausgrabungen.